29. November (oder so)
Nun war also der Tag angebrochen, auf den wir die letzten Wochen hingearbeitet hatten: Kein Hostel mehr, nurnoch unser Auto und wir. Unbegrenzte Freiheit! Naja was wir gerade definitiv hatten, war unbegrenzte Unentschlossenheit, wo es denn nun hingehen sollte. Bis hierhin ging unser Plan. Und weiter? Auto verkaufen, zurück nach Deutschland. Moment, da stimmmt was nicht. Wir checkten also aus unserem letzten Hostel aus, stellten unsere großen Rucksäcke unten im Lagerraum ab und gingen erstmal in die Stadt. Der Weg führte uns an einer großen Demo gegen den Klimagipfel entlang, in den botanischen Garten. Dort fanden wir Platz auf einem herumliegenden riesigen Felsen und sonnten uns. (Ich hatte danach einen fetten Sonnenbrand an den Beinen ^^) Mehrere Stunden lagen wir dort und schauten im Internet erneut alle Jobangebote in der Nähe (500Km sind in Australien in der Nähe) durch. Ich schrieb mehreren Autowaschhütten, antwortete justforfun auf Filmangebote und fand ein paar interessant klingende Fruitpicking-Farmen. Eine Woche hatten wir noch, bis wir unseren festen Job auf der Kirschfarm in Orange (250km westlich von Sydney) beginnen konnten. Wir wollten gerade gehen, als ich ein Angebot für die Gurkenernte fand. 100 km entfernt Richtung Süden, in der Nähe von Wollongong (Wo wir Clint mit seinem Auto trafen). Keine Zahlen nur ein Name und was man alles bräuchte, stand in dem Anzeigetext. Ich schickte die Anfrage ab und packte meine Sachen, damit wir in die Stadt zurück gehen konnten.
Kaum fünf Minuten später, klingelte mein Handy und der Typ von der Gurkenfarm war dran. Das nenne ich mal Einsatz! Wir könnten sofort anfangen, 10 Dollar Cash schwarz auf die Hand ohne Steuern. Die Franzosen von denen wir das Auto gekauft hatten, gaben uns noch ein paar nützliche Tipps, inklusive einer wertvollen APP, mit auf den Weg. WikiCamp nennt die sich und zeigt einem australienweit sämtliche Camping-, Zelt-, Raststättenplätze und Einkaufsmöglichkeiten an, inklusive bereitgestellten Optionen und Bewertungen von anderen. Top! Ich fand einen Caravanpark ganz in der Nähe von der Gurkenfarm. Bargo hieß der Ort.
Wir hatten also ein Angebot und die erste Möglichkeit, Geld zu verdienen. Was also tun? Wir gingen erstmal was essen. Es gäbe sicherlich viele Arbeitsplätze in Sydney, die mehr als 10 Dollar die Stunde bringen würden. Aber ich bin nicht hier zum kellnern, Kloputzen, aufräumen oder um sonst so nen Quatsch zu machen. Wenn ich was machen will, dann etwas, was ich sonst nicht kann und wenn es halt ein paar Taler weniger gibt. Die Disskussion mit Steven begann. Ihm war die Farm recht, aber der Lohn wäre nicht zufriedenstellend. Wir setzten uns auf eine Bank in die Sonne (gab keinen Schatten in dem Moment) und schauten uns den Caravanpark in Bargo (hier) an. Sah klasse aus. Sehr idyllisch und es gab viele Möglichkeiten im Umfeld. Ich rief Mohanad an, wegen dem Job. Sein Chef bräuchte leider niemanden mehr und er würde noch einen anderen Arbeitgeber fragen. Das könnte jedoch dauern.
Zwanzig Minuten später waren Steven und ich im Paddys Market (Chinesenbude mit vielen Ständen für Kram) um eine Kopfbedeckung für die Farmarbeit zu kaufen. Man, sah das scheiße aus. Aber am Ende rettet einem das vielleicht den Tag. Wir kauften uns beide einen Strohhut selber Art und verließen die Location Richtung Maze Hostel, um unsere Sachen das letzte Mal aus dem Lager zu holen.
100 Kilometer lagen vor uns und wir wollten die erste Autobahnfahrt im hellen machen, doch wie es immer so ist (aber mit Essen und 14 Litern Wasser im Auto) starten wir die Reise von Sydney ins Unbekannte genau in der Dämmerung. Die Fanzosen hatten für uns als Dank, dass sie ein paar Tage noch darin schlafen druften, nochmal schön vollgetankt. Die Fahrt begann und wir verließen Sydney. Alles super, auch das erste Mal Autobahn. Linksverkehr ist schon komisch und hin und wieder kam von Steven nur “du bist zuweit rechts!” Die Fahrt lief sonst reibungslos, außer das mein rechter Rückspiegel draußen die Gretsche machte, sobald man schneller als 80 fuhr. Er klappte einfach zusammen und alles was ich nun sah, war dass die Fahrertür zu war. Ganz toll. Wir machten Halt auf irgendeiner Straße im Irgendwo und suchten im Auto nach Werkzeug. Nüschte. Wir brauchten etwas, um den passenden Schlüssel für die dicke Box auf dem Dach zu suchen und öffneten sie sporadisch. Gar nicht so einfach im Dunkeln. Konnten aber nichts sehen und wir hatten keine Lust, auf das Dach zu klettern.
Ich schob den Spiegel zurück an die richtige Position und wir setzten die Fahrt fort. Nach fünf Minuten sah ich wieder nur die Tür. Naja was solls, ging auch so. Umso schneller man fur, umso größér wurde die Geräuschkulisse des Autos. Motor, Windpfeifen durch die Fenster und allgemeines Gerödel des Chassis. Auto-chen ist halt nicht mehr das Jüngste (; Und es brachte uns immerhin heil in der Dunkelheit zu dem Caravanpark, der… geschlossen hatte. Ne jetzt! Nicht euer ernst! Und nu? Die Tanknadel ging ein gutes Viertel runter. Wir sind jetzt 100 km gefahren ins Nirgendwo, um dort vor geschlossenen Türen zu stehen. Öffnungszeiten sind vier Stunden am Tag.
WikiCamp verriet, dass es in fünf Kilometern zwei kostenlose Raststätten mit Dusche und Zeltmöglichkeit gäbe. Da ging es nun also hin. Die erste Nacht im Camper war nicht schlecht. Anders. Aber endlich eine weiche tolle Matratze! Ich klaute mir die dicke Decke, denn Steven reichte der dünne Fetzen.
Gute nacht!
30. November
In der Nacht kühlte es stark runter. Ich schloss die Fenster in der Nacht, als ich kalte Füße bekam und kuschlte mich ganz unter die dickere Decke. Auch Steven schloss irgendwann seine Fenster. Es war trotzdem kühl. Krass! Das nächste Mal wurde ich durch die bullen Hitze um halb zehn Uhr morgens geweckt. Die Sonne heizte das Auto schön auf, wie ein Zelt. Steven schob die Tür auf und schon kam die Abkühlung. Was für ein komisches Wetter.
Nach der wachmachenden Dusche (schon komisch irgendwie, auf einer Raststätte neben einer Tankstelle zu duschen) gab es fett Frühstück und wir putzten erstmal ale Scheiben von innen und außen, damit ich mal sehen konnte, wo ich langfuhr (; Danach wollten wir mal schauen, was es in der Tanke alles zu kaufen gab und verriegelten das Auto, damit keiner ran konnte. Ich kann meine Fahrertür nicht von außen zuschließen. Geht nur von innen. Naja Gewöhnungssache. Steven kletterte also extra wieder ins Cockpit, um die Tür sicher zu machen. Wir fanden in der Tanke ein kühles Getränk und gingen zurück, als ich schmunzeln musste. Wir hatten, alle Türen fest verschlossen und kontrolliert – ich hatte jedoch die Heckklappe weit offen gelassen. Naja was solls ^^ Ich durfte mir von Steven was anhören, bis er schließlich vor seiner Tür stehend, ebenfalls anfing zu schmunzeln. Er hatte seinen Schlüssel in der sicher verschlossenen Tür stecken gelassen. Man sind wir ein Team! :D
Danach ging es zurück zu dem Caravanpark. Geschlossen. Wollt ihr mich jetzt rollen? Geöffnet von 8am bis 9.30am. Wir hatten es um 11am. Danach wieder 4pm. Wir fuhren zu der Gurkenfarm, um sie uns mal anzusehen. Kaum Gegenverkehr auf den Landstraßen und geile Umgebung. Fetzt! Navi sagte stopp und wir stiegen aus, um die Butze zu suchen.
Vorbei an einem heruntergekommenen Vorhaus mit einer Menge Zeug, betraten wir die überdachte Plantage und traten gefühlt durch eine Wand. Es mussten um die 45 Grad in dem Gewächshaus gewesen sein. Man stand nur und zerfloss. Und wir wollen wir arbeiten?? Nö. Die Chinafrau sagte uns, nach uns hätten noch zwei angerufen, die länger arbeiten wollen als eine Woche. Uns würden sie nicht mehr brauchen, wolten aber unsere Nummer nochmal, um uns eventuell zurückzurufen bei Änderungen.. Toll. Hätte man auch mal sagen können. Egal. Zurück zum Caravanpark, der endlich offen hatte. 28 Dollar Stellkosten pro Auto mit Strom. Naja billiger als Hostel allemal! Und es war ein wirklich schicker Ort. Alles sehr gemütlich gemacht, sogar mit einem eigenen Pool für die Bewohner. Klasse! Wir parkten und wurden gleich von unserem Nachbarn begrüßt. Ein älterer Mann mit Bierbauch, der wohl keine T-Shirts hatte. Zumindest trug er nie Oberbekleidung in dem kommenden Tag. Aber sehr nett. Ich fragte ihn nach einem Werkzeug, um unseren Rückspiegel festzuziehen.
Daraus wurde ein Akt von mehr als einer Stunde, denn wir haben ihn erst kaputt repariert und dann neu festgemacht (sollte erneut nur einen Tag reichen (; ). Wir wurden außerdem versorgt mit jeder Art Werkzeug und schon kam der Nächste Bewohner und fragte, was sei und ob er helfen könne. Eine tolle Einstellung der Australier! Der Rückspiegel saß nun ordentlich getaped fest an Ort und Stelle und wir konnten endlich anfangen, den Van komplett auszuräumen, zu putzen und uns einen Überblick zu machen, was wir eigentlich alles haben und brauchen.
Mohanad meldete sich und sagte mir, er hätte uns einen Job besorgt: 160 Cash auf die Hand pro Tag für Umbauarbeiten in Sydney. Alles klar (; Wir müssten dafür aber noch die White Card machen (Bescheinigung, dass man in der Lage ist, um sowas zu machen – einfach online machbar und kostet 40 Dollar). Wir hatten einen Plan für den nächsten Tag und bekamen von unserem netten Nachbarn auch noch selber gemachten Salat!
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