Positiv überrascht waren Steven und ich, als wir den Preis für das Zugticket in die Stadt sahen. 3.30 Dollar waren für 23 Haltestellen in Ordnung. Die Fahrt an der Küste entlang dauerte ungefähr eine Stunde, bis wir im Hauptbahnhof von Adelaide standen und erstmal in irgendeine Richtung liefen, um den Verkehr nicht aufzuhalten. Sofort viel auf, dass nicht, wie sonst in den Großstädten, ein riesiges Hochhaus neben dem anderen türmte. Auf der Suche nach dem Besucherzentrum verirrten wir uns in die ein oder andere Einkaufsgasse und kamen an einem Koreaner vorbei, der gerade um die Aufmerksamkeit der vorbeigehenden Leute warb, indem er zeigte, dass er unter einer 25 Zentimeter-Stange Limbo machen konnte. Das Ganze wurde von seinem Freund mit theatralischer Musik untermauert und funktionierte. Ein sehr gelenkiger Mensch. Eine Stunde später, veranstaltete er genau das selbe, aber das war jetzt egal.
Nach einem Wirrwarr an Gängen, fanden wir endlich das kleine Blaue Schild mit dem gelben „i“ an einer Hanswand unscheinbar in der Ecke hängen. Eine bessere Ausschilderung hätte nicht geschadet, aber hinter einem Chinaladen fanden wir das recht große 10m² Büro mit bestimmt 20 Chinesen drin. Wir blieben lieber draußen und nahmen uns eine der bereitgestellten Karten der Stadt. Mehr brauchten wir auch nicht. Es gab einen botanischen Garten und hier und da etwas Interessantes zum Begutachten. Steve fand den Central Market und da der in unserer Nähe war, steuerten wir zuerst dorthin. Jedenfalls war das der Plan. Dass wir nun in die völlig falsche Richtung gingen wussten wir erst zehn Minuten später. Aber wie wir es geschafft hatten, ohne abzubiegen, drei Nebenstraßen weiter rechts heruaszukommen, werden wir wohl nie erfahren. Wir standen also eine Kreuzung neben dem botanischen Garten und zufällig war hier ein Hungry Jack´s, der uns daran erinnerte, dass es bereits mittags war. Ich schüttelte meine Zufallsapp der Fastfoodkette und gewann einen 2 für 1 Burger. Sehr passend, dann war für uns beide gleich was Günstiges dabei und wir betraten den Laden. Ein kleiner Imbiss vor dem Gartenrundgang sollte nicht schaden. Doch dorthin sollten wir sowieso nie ankommen.
– Lage in Australien –
Wir aßen unseren leckeren Schmutz, trödelten etwas und wollten gerade im Gedränge das Haus verlassen, als schräg neben mir ein zwei Meter großer Typ stand und ebenfalls den Ausgang durchqueren wollte. Neben ihm war ein Mädel mit einer auffallend hellen Jacke. Ich musste drei Mal schauen bis ich es merkte. Es waren Marvin und Alina vom Murray-Trip aus der Kirschfarm in Orange. Ich glaubte es nicht. Auch Steven hatte es bemerkt und tippte den Langen breitgrinsend an. Marvin drehte sich nichtsahnend um und brauchte auch einen Moment. Alina wendete ihren Blick zu ihm, weil er nicht weiterging und sah dann mich. Der Gesichtsaussdruck, der nach einem kurzen Moment augenblicklich von einem normalen „wasn hier los?“ zu „Alter echt jezt?!“ wurde. Beide rissen die Augen auf, begannen ebenfalls zu grinsen und wir begrüßten uns herzlich mit einer dicken Umarmung, mitten im Gedränge des Ausgangs von Hungry Jack´s.
Es war einfach so genial wie unglaubwürdig. Unabgesprochen trafen wir uns tausende Kilometer nach unserem letzten Sehen in der Wildnis, in dieser Großstadt wieder. Ausgerechnet in einer Faastfoodbude. Wäre einer von uns auch nur eine Minute später oder früher gegangen, hätten wir uns verpasst. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber nun könnte mich keiner mehr beeindrucken, wenn er mir von irgendwelchen Wiedersehen in Australien mit alten Bekannten erzählen würde. Das war ein Highlight!
Natürlich setzten wir uns gleich wieder an einen Tisch und tauschten uns über die jüngsten Geschichten aus. Ganz imDunkeln tippten wir ja nicht, da hin und wieder Informationen ausgetauscht wurden, aber sokonnte mansich mal in Ruhe ausquatschen. Die drei. Nico (der gerade arbeiten war auf einem Construction Job) Marvin und Alina haben in den letzten Wochen eine echt abenteuerliche Reise gehabt. Nicht nur, dass ihnen im Outback ein Reifen geplatzt war, nein. Ein Tag später überschlugen sie sich mit dem Van in der Wüste durch eine nasse Straße und landeten als Totalschaden wieder auf den Rädern. Da Marvin so groß war, wurde seine Schulter aufgerissen und er musste ins Krankenhaus. Wäre er kleiner gewesen, wäre dort der Kopf gewesen. Nico hatte Glück gehabt, ihm war nichts weiter passiert. Alina war in dem Moment in einem anderen Auto der Gruppe. Sie waren mit einem Jeep mit Leuten unterwegs, die sie auf der Reise kennengelernt hatten.
Marvin wurde mit dem Jeep ins Krankenhaus gefahren und drei der anderen kümmerten sich um das Auto. Da es noch fuhr, banden sie die Türen mit Schnur zusammen und wollten mit 20 km/h und Warnblinker 20 Kilometer, ohne Fenster, zum nächsten Ort fahren. Doch die vorbeifahrende Polizei fand, dass das keine so gute Idee sei und verteilte einen Strafzettel. So ließen die das Wrack in der Wüste stehen und fuhren mit der Polizei zur nächsten Werkstatt, um den Vorfall zu melden. Dann ging die Fahrt ohne den Van Richtung Adelaide, auf der auch Marvin (nachdem sein Arm mit 20 Stichen genäht wurde) wieder dabei war, weiter.
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