Scenic – Walk
– Tagestrip ins Ungewisse –
Während in Deutschland bereits Schnee fällt, wird es hier in Sydney immer wärmer. Gerade sitze ich in unserem megagroßen 6m² Doppelzimmer auf dem Boden und schreibe, bei gefühlten 30 Grad Raumtemperatur, um 01.30 Uhr den aktuellen Eintrag.
25.November, Mittwoch
Genau vor 4 Wochen, war mein letzter Tag in Deutschland. Verrückt, wie schnell die Zeit vergeht. Ich habe gestern ein allbekanntes Experiment mit einem unerwarteten Ausgang gemacht. Jeder weiß, was passiert, wenn man ein Gummibärchen in Wasser legt und ein paar Tage wartet – es wird ca fünf mal so groß und sehr wabbelig! Falsch! Zumindest bei australischen Gummibärchen und Wasser. Ich warf gestern Abend ein grünes Apfel Gummibärchen in eine meiner 1,5 l Wasserflaschen und wartete über Nacht. Das Resultat: Das Gummibärchen hat sich komplett aufgelöst und das Wasser schmeckt nun nach Apfel. Krasser Scheiß :D So wird also Geschmackswasser hergestellt…
Wir machten uns nach dem Frühstück auf nach Manly. Diesmal jedoch mit einem der tollen Busse. Wieder konnte uns der Fahrer nicht sagen, wo er hinfährt und wohin nicht. Was soll denn das fürn Quatsch?! Jedoch kam im passenden Moment eine rettende Mädchenstimme von hinten, die uns auf deutsch weiß machte, wenn wir nach Manly wollen, können wir den Bus hier nehmen, müssten jedoch umsteigen. Da wir jedoch vor Manly raus wollten, würde uns das sogar erspart bleiben. Perfekt, wir setzten uns zu Mira, wie sie sich uns vorstellte. Das Mädchen machte seit 2 Monaten Au-Pair bei einer Gastfamilie und erzählte uns von der nicht ganz so tollen Familie und deren Umstände. Sie hatte sich bereits entschieden, das Ganze früher als geplant zu beenden – nämlich nächste Woche. Da solle ihr Flieger zurück nach Deutschland gehen. Wir stiegen aus jeder setzte seinen geplanten Weg fort.
Der Scenic Walk ist eine festgelegte Route durch die kleinen Strände, anlang der Klippen und direkt durch den dichtwuchernden Dschungel bis nach Manly. Wir stiegen also aus dem Bus aus und fanden direkt vor uns eine kleine Brücke, die dabei war, sich zu öffnen, damit ein paar kleine Boote ihren Weg darunter passieren konnten. Durch das anliegende Bonsenviertel mit unzählig dicken Häusern und Villen mit großen Gärten liefen wir die ruhige Straße bei über 30 Grad und Sonen entlang. In einem Fenster direkt an der Straße sahen wir doch tatsächlich einen geschmückten Weihnachtsbaum stehen. Really?! Wir haben Ende November… und er war aus Plastik… Naja muss jeder für sich wissen – die Umgebung war jedenfalls mal wieder sehr schick.
An den letzten Häusern vorbei, führten uns der immer schmaler werdende Weg, steile Steinstufen, alte Holzbrücken und Sandsteinwege langsam aber sicher immer tiefer in den Dschungel und weit hoch bis an den Rand der Klippe über das Meer. Ein paar Yachten lagen vor Anker, damit deren Insassen es sich bei Musik und Essen gut gehen lassen konnten. Die Schweine – ich will auch! Statt Wasser hatten wir teilweise Schatten, viele Geckos und Vögel, die uns im Dickicht begleiteten. Dschungel macht echt Spaß! So vergingen die Stunden und wir erreichten schließlich am späten Nachmittag die Ablegestelle unserer Fähre. Es war eine perfekte Zeit auf dem Wasser Richtung Sydney zu schippern: Die Sonne ging langsam unter und spiegelte sich dabei in den kleinen Wellen unter uns wieder. Der diesige Horizont färbte sich allmählich orange und die Skyline der Stadt erschien wie eine Farbfläche, die langsam näher kam. Wahnsinn der Ausblick!
Treppe mitten im Dschungel
Wie hoch ist bitte Chance, jemanden, den man unweit von Sydney kennenlernt und sich danach komplett aus den Augen verliert, einige Wochen später auf einer Fähre, die auch noch von einem völlig anderen Ort abfährt, mit fast 1000 Leuten, wiederzutreffen. Richtig: gleich null. Aber ich erlebte das Gegenteil mit tollen Folgen. Aber nun zum Anfang:
Während ich der Menschenmenge von Board folgte, tippte mich plötzlich Jemand von der Seite an. Den kennste doch. Achja richtig! Mensch das war Frank! Beim dritten Ausflug in die Blue Mountains hatten wir uns mit seiner Schwiegermutter und einer anderen Frau getroffen und waren ins Gespräch gekommen. Absoluter Zufall war, dass auch er nun in Manly war und die selbe Fähre genommen hatte wie wir und auch auf dem selben Deck war, um uns zu sehen. Ich glaub es nicht! Er erkundigte sich, wie es mit unserem Autokauf lief und war froh uns nochmal getroffen zu haben, denn er hatte beim letzten Mal vergessen uns zu sagen, dass sofern an unserem Auto noch was gemacht werden müsse, wir seine vollkommen ausgestattete Werkstatt benutzen dürfen. Inklusive Schweißbrenner, Material, Sägen, Bohrer, Holz, etc. Was für ein genialer GTA-Zufall schon wieder – ich war begeistert und speicherte mir Franks Nummer nun ein. Erst einmal ihn überhaupt in den riesigen Blue Mountains getroffen zu haben ist das eine. Aber ihn danach vollkommen unabhängig in einer Millionenstadt, in der er nicht einmal direkt wohnt, auf einer Fähre zu treffen, die alle 30 Minuten am Tag abfährt und mit bis zu 950 Leuten besetzt ist. – Genial!
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