Seit langem waren wir also mal wieder nur zu zweit unterwegs. Am Anfang war das schon komisch irgendwie, aber auch wichtig, sich daran mal wieder zu gewöhnen. Auf jedenfall war es sehr entspannt und nachdem wir Mildura verlassen hatten, fanden wir uns mitten in der Pampa wieder. Wo auch sonst, immerhin sind wir in Australien. Und sogar das Sommerwetter war nun doch noch gekommen. Dauerhaft 30 bis 40 Grad, tagsüber und auch nachts. Gerade beim Einschlafen eine ganz tolle Sache – noch dazu gab es genau jetzt keinen See oder Meer mehr, um sich abzukühlen. Perfektes Timing. Aber kostenlose Duschen gab es, die wir nur zu genüge nutzten! Die anderen haben in Adelaide einen Job gefunden, um Trauben zu pflücken und das pro Stunde bezahlt. Sie waren sehr zufrieden, doch leider war die Arbeit nach einem Tag schon vorbei und sie mussten auf das Arbeitsamt für Farmer warten – MADEC. Bei diesem musste man eine Karte machen lassen und sich registrieren, um dann freie Arbeitsplätze bei Farmen zu bekommen. Ohne diese lief leider nichts in dieser Region und daher mussten Steven und ich das also nachholen. Blöd nur, dass mal wieder Freitag war und wir noch zu weit weg waren, um rechzeitig in Adelaide anzukommen. Samstag und Sonntag war es geschlossen, also hatten wir zwei Tage Zeit, um die Strecke zurückzulegen.
Als erstes hieß es jedoch, die Grenze nach Südaustralien zu überqueren und dabei durfte man keinerlei Obst, Gemüse und einiges mehr mit sich tragen. Aufgrund von Problemen mit Obstfliegen hatte man diese Kontrollen eingeführt und Zollkontrollen eingerichtet. Wir hatten noch ein paar Sachen da und um uns also auf den nächsten Staat vorzubereiten, gab es erstmal eine ordentliche Portion Bratkartoffeln am Lake Cullulleraine.
Die Überfahrt verlief problemlos: – Haben Sie Obst oder Gemüse? – Nur Knoblauch – Okay, zeigen Sie mal her. – Da. – Okay, Sie können weiterfahren. Genau in diesem Moment klemmte meine Tür und ich kam nicht heraus. Mal wieder wir im Film. Steven regelte mit dem Beamten die Situtation und zeigte ihm unsere Speisekiste, während ich, wie bekloppt, an meiner Tür fummelte und versuchte, von außen aufzuschließen, drinnen herumfummelte und das Schloss nicht aufbekam. Musste das jetzt sein?! Nach ein paar Minuten hatte ich die Tür endlich offen und Steven stieg wieder ein. – So wir können los… –
Wir suchten uns einen Platz an einem See zum Schlafen – dass wir am nächsten Morgen komplett zugeparkt sein würden, weil ein Fischerwettbewerb stattfinden würde und das ganze umliegende Dorf herkommen würde, hätten wir nicht gedacht…
Samstag, 12. März
Wir fuhren zum Walker Flat, einem Punkt mit Bootsrampe und kümmerten uns um unser Auto. Das Teppichspray (um die stinkende Milch endlich herauszubekommen) wurde nun genutzt und sämtliche Boxen wurden entstaubt und aufgeräumt. Die Leuten hatten hier echt alle zu viel Geld. Im fünf Minuten Takt wurde ein dickeres Boot als das letztere zu Wasser gelassen und die nächsten warteten schon… Dicke Boote mit dicken Menschen, dicke Menschen mit dünnen Booten und viele Menschen für wenig Boot und wenige Menschen mit viel Boot. Alles war da und sogar, als die Sonne unterging und es dunkel wurde, wurden es nicht wenigere Boote…
Dann schauten wir Traumschiff Surprise und gingen schlafen.
Sonntag, 13. März
Wir hatten Zeit. Und einen Plan. Das nächste Projekt mit unserem Auto konnte anlaufen: Das Ablagebrett über unseren Köpfen, um das Zeug, das rund um die Uhr durch das Autoflog, zu reduzieren. Außerdem wollten wir hinten zwei kleine Holzregale in die Ecken schrauben, um mehr Stauraum zu haben. Gesagt, getan – ab zu Bunnings. Mal wieder (;
Zwei Stunden später standen wir mitten auf einem Parkplatz in Waikerie am Straßenrand und sägten erstmal ein Holzbrett. Nebenbei ludt mein nächstes Australian Stories Video (das gestern endlich fertig geworden war) hoch – Telstra Air machte es möglich!
Der Plan war unsere Blechschrauben einfach in die Karosserie zu hauen (so wie einige andere auch schon) und dann einfach das Brett mit Winkeln anzuschrauben. Das Problem war, dass das Blech dicker war, als vermutet und ich mir einen Wolf hämmerte und drehte und die Schraube nicht hineinbekam. Blöd. Die beiden Fächer hinten waren kein Problem, das Brett musste allerdings erstmal warten, denn es wurde schon dunkel und wir mussten noch zu unserem Nachtspot fahren.
Nach einer tollen Fahrt mitten im Nebel (keine Ahnung wo der plötzlich herkam) durch die Landschaft, die nun sehran Schottland erinnerte, kamen wir um Dunkeln an unserem völlig überfüllten Platz im Wald an. Natürlich haufenweise Deusche überall, aber egal. Wir stellten uns unter einen Baum und suchten die Regentonne auf, um uns zu duschen…
Eierkuchen sollten den Tag abrunden und das taten sie auch. Solange, bis das bis jetzt ekelhafteste passierte – ich schrieb gerade etwas mit meinem Handy, als ich in schwachen Schein meines Bildschirms einen Fleck sich auf meiner Jacke (ja, es war mal wieder ziemlich abgekühlt und ich trug ZUM GLÜCK eine Jacke) bewegte. Ein haariger Huntsman krabbelte von meiner Schulter langsam neben meinem Arm über meine Brust herunter – mein Herz blieb stehen.
Und dann schrieh ich und sprang auf. Lief im Kreis, sprang und stapfte wild durch die Gegend. Warum ich?! Steven wusste nicht was geschah und schaute mich verwirrt an, bis ich ihm sagte, er solle mich ableuchten. (Später erklärte ich ihm was war und er fing an zu lachen…) Wir fanden das Vieh auf dem Grasboden und beförderten es in eine andere Welt. Bääääähhhhh.
Montag, 14. März – Feiertag in Adelaide
Ja richtig. Es war Feiertag und alle öffentlichen Gebäude hatten heute zu. So auch MADEC. Nun blieb uns nichts anderes übrig, als erneut zu warten. Die anderen hatten auch nichts zu tun, da sie auf MADEC warteten, um neue Arbeit zu bekommen. Steven und ich machten einen Plan. Wir wollten zur Küste und dort gucken, was da so abging.
Das war eine wirklich gute Idee, denn nach ein paar unspektakülären Punkten, fanden wir die Granites Island im Süden. Dort sollte man hin und wieder Pinguine sehen können. Doch dafür war es ohnehin viel zu früh und wir wollten einfach nur das Stückchen schwimmendes Land begutachten. Eine mehrere hundert Meter lange Brücke führte uns über das Meer trocken auf die kleine Insel und unser Rundgang begann. Wirklich sehr schön gewesen. Ein Geheimtip!
Nun sitzen Steven und ich gerade im Van und ich schreibe diesen Text. Man merkt, dass es langsam Herbst wird, der Wind wird zunehmend kühler. Wird Zeit, nach norden zu fahren, denn dort bleibt es warm! Am Mt Compass werden wir diese Nacht stehen und morgen endlich nach Adelaide reinfahren, um die MADEC Karte zu machen. Mal sehen, wie es dann weitergehen wird!
Aktuelle Beiträge
- “Inside the Red Heart” – Australian Stories Part V ist online!10. Januar 2020 - 14:10
- “Duracell lässt Träume länger leben” – VFX für Werbefilm28. November 2019 - 12:09
- Raw NT Music – Covergestaltung für australischen Blues Musiker15. Mai 2019 - 16:45
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!