Reise in die Vergangenheit
– Ozean, Dschungel, Quarantänezone –
Mittlerweile war unser sechster Tag in Sydney angebrochen und es war Sonntag. Laut unserer Aktivitätentafel im Hostel kostete heute jede Fahrt mit einer Fähre (ja, Sydney ist so groß, dass es Fähren gibt, um einige Stadtteile zu verbinden) nur 2,50$ und ist somit sogar günstiger, als die meisten Flaschen Wasser im Discounter… Laut Internet sollte es in 4 Stunden Gewittern, aber im Moment war alles noch gut. Durch den günstigen Preis sind wir also zu den sechs Ablegestellen der verschiedenen Fähren im Stadtteil Darling Harbour gelaufen, um dort festzustellen, dass die günstigen Preise nur für (ich nenne es jetzt mal) Prepaidfahrkarten- (um es einfacher zu erklären) inhaber gelten. Wir wählten also unsere Fahrt und zahlten mit Rückticket dann doch wieder 15$. Ganz toll. Aber da wir die weiteste Fahrt (30 min) zum Stadtteil Manly wählten, war das schon okay.
Manly beinhaltet einen ganz besonderen Bereich: Die ehemalige Quarantine Station North Head, auch Sydney Quarantine Station genannt, umfasst eine Reihe von denkmalgeschützten Gebäuden (noch aus der Gefangenenzeit um 1850 gut erhalten) auf der Nordseite des Sydney Harbour auf der Landzunge North Head. Nach der Überfahrt fanden wir etwas sehr heimisches: einen ALDI! Nicht schlecht. Danach liefen wir also in der prallen Sonne (soviel zum Gewitter…) durch das Bonsenviertel und wussten nicht, was fetter war – die dicken Villen oder die mega Aussicht. Der Wahnsinn!
Um in den ehemaligen Quarantänebereich zu kommen, durchquerten wir den ersten Teil des Harbour Nationalparks (der mit einem Dschungel zu vergleichen ist). Dichte Grünpflanzen, Bäume aller Art und verschiedenste Tiergeräusche aus allen Richtungen. Zwischendurch gab ein freier Bereich die Sicht auf das türkiesblaue Wasser unter uns und die weit entfernte Skyline Sydneys (Innenstadt) frei. Wir erreichten das Gelände und schauten uns die alte Einrichtung an, bis wir ein Klavier fanden, dass ich natürlich gleich ausprobieren musste (; Von Halloween war leider nicht mehr viel zu sehen, da am Abend davor hier noch eine Attraktion stattgefunden hatte. Wir machten unten am Steg eine kleine Pause und wurden nach 10 Minuten von einer ankommenden Fähre per Hornsignal verscheucht. Sowas passiert einem auch nicht jeden Tag.
Auf dem Rückweg sprachen Steven und ich über die unendlichen Möglichkeiten unseres Urlaubs: “Stell dir vor, wir halten jemanden per Anhalter an und unterwegs stellt sich heraus, dass die Person Connection zu ner coolen Arbeit oder ner fetten Hausparty hat und uns fragt, ob wir da mit wollen. – Steven: “Alter die Chance ist aber sehr gering!” Eine Stunde später lernten wir in der Warteschlange zur Fähre Mohanad kennen, der uns nach einer langen Unterhaltung zu einer Hausparty in seiner Wohnung nächste Woche eingeladen hat. – Check. Er selber ist 2002 mit seiner Mutter aus dem Irak geflohen nach Deutschland. Als sie dort kein Visum bekamen, flogen sie nach Australien
und lebten seit dem hier.
Da abends im TV Raum doch tatsächlich mal ernsthaft ein Film geguckt wurde und unsere Raumkameraden Thomas und “die Neue” 20 Uhr schlafen wollten, verlegten Steven und ich unsere Abendplanung in den Flur unserer Etage. Während ich diesen Text hier auf dem Boden geschrieben habe und nebenbei ein paar neue Videos von heute umwandelte (kein Schnittprogramm dieser Welt frisst meine Handyvideos…), arbeitete Steven ebenfalls an ein paar Videos. Zumindest so lange, bis wir Marie und Becksi (Rebecka) kennenlernten. Auch die beiden chillten im Flur. Marie war heute erst angekommen in Sydney (vorher war sie ne Zeit lang in Thailand) und Becksi videofonierte mit einer Freundin nach Hause. Sie bat mich im späteren Gespräch, sie in meinem Bericht zu erwähnen, bevor sie nun angefangen hat, aus ihrem Tagebuch von ihren Nachrichten mit einem pädophilen Hostelgenossen, aus ihrem letzten Aufenthalt vorzulesen. Am Ende waren wir noch zu dritt mit ihr und bekamen viele interessante Informationen zu (falschen) Arbeitsvermittlern für Backpackern aus ihrer Erfahrung.
Na mal schauen, was uns die Zukunft diesbezüglich erwarteen wird. Morgen jedenfalls fahren wir zusammen mit Marie und ihren Freundinnen hier zu den Blue Mountains – Check! :D
Bonzen-Chris im Bonsenviertel! (‘tschuldigung, der musste sein)