Port Albert

– Zwischenstopp am Meer –

29. Januar

Ich kritzelte etwas in meinem neuen 20 Cent Schmierheft herum und hörte Musik. Erholte mich von dem nassen Wandertag und ahnte nichts böses, als ich meinen Blick langsam erhob, Richtung Seitentür. Ich traute meinen Augen nicht und ein kalter Schauer lief meinem Rückern herunter. Vorsichtig tippte ich Steve, der mit dem Rücken zu mir lag und ein Video mit Kopfhörern schaute, auf die Schulter. »Hey Steve, beweg dich jetzt nicht!«. Mein Blick wich keine Sekunde von dem beigen Handtuch ab, das das Seitentürfenster verdeckte. Langsam nahm Steve seine Kopfhörer aus dem Ohr und hörte mir zu. »Schreck jetz nicht zusammen, aber wir haben eine Spinne im Auto. Eine echt große und verdammt eklige.« Ich fühlte, wie bei diesen Worten mein Puls schneller schlug. »Wo ist sie?« – »An der Schiebetür, am Handtuch… über deinen Füßen.« Steve richtete sich langsam auf, um das haarige Vieh zu sehen. Ich nahm die Lampe hinter mir vor und leuchtete näher zum Handtuch. »…Scheiße«, schluckte er und zog langsam seine Füße weg, die direkt unter ihr lagen. Ein circa sieben Zentimeter großer Huntsman klebte an dem Stoff und putzte sich seine riesigen Klauen. »Was machen wir jetzt?!«, fragten wir uns gleichzeitig überfordert. Möglichkeit eins: Wir klettern schnell aus dem Fenster und fackeln die Bude ab. Das wäre ´ne Lösung! Jedoch in anbetracht, was wir noch vorhatten ungünstig. Möglichkeit zwei: Wir stellten das Auto sofort ins Internet und verkauften es. Um diese Uhrzeit, gäbe es jedoch keine Käufer, so scheidete auch dieser geniale Plan aus. »Haben wir ´ne Box?« – »Du willst sie einfangen?!« – »Naja nur daran hindern, wegzulaufen.« – »Alter, wenn die hier rumläuft, bau ich das Zelt auf…« – »Scheiße, ich ruf schnell Malin und Merlin an (die zwei Meter neben uns in ihrem Van schliefen). »Wozu? Lass die mal schlafen!« – »Keine Ahnung, aber irgendwas müssen wir jetzt tun!« Ahhhrgh! Wir schreckten gleichzeitig zusammen, als sich die Spinne plötzlich in Angriffshaltung versetzte und uns anstarrte.

Ich hielt dabei die Laterne leicht zitternd zu ihr und schaute mir den Deckel an. »Vielleicht kann ich sie zermatschen…« Wir verglichen die Höhe von der Spinne mit dem Rahmen der anderen Fenster. Das Mistvieh saß natürlich genau an der Stelle, wo der abgerundete Übergang zum Rahmen war. Somit gab es keine Fläche hinter dem Handtuch und es war das Risiko da, dass sie ungeschadet in eine Rille gedrückt würde und dann weglaufen könnte. Verdammt! Sie bewegte sich. »Alter mach jetzt! Schnell!« – »Ich kann das nicht!«, rief ich zurück und schaute hastig zu ihm und dann wieder zur Spinne. »Fuck, fuck fuck!«, ich atmete schnell ein und aus und hob langsam die Laterne, mit dem Deckel Richtung Spinne. »Aber pass auf, dass die bloß nicht lebt. Und lass die Scheibe heile!« – »Sonst noch was?«, fragte ich und konzentrierte mich auf den Angriff. Ich wollte doch eigentlich nur schlafen… Von der Entfernung gerade, hätte sie zu viel Zeit, sich fallen zu lassen, ich musste näher ran.

Zu nah… Langsam bewegte ich mich zu dem Ekelvieh, das bewegungslos darauf wartete, anzugreifen (oder sonst etwas spinnenartiges zu tun). Dreißig Zentimeter… Zwanzig Zentimeter… Mein Herz schlug auf 180, ich schrieh einen Kampfschrei meines Lebens heraus und stieß die Kopfseite meiner Lampe mit voller Wucht, schlagartig auf das schwarzgraue Monster, sodass es ein Geräusch gab, dass man von außen hätte denken können, das wir gerade einen Ork erlegten… Aber egal, das Vieh war breit!! Ich brauchte eine Pause, das war gerade zu viel des Guten. Au man. Was für eine Aktion. »Hau nochmal drauf, die zuckt noch!«, sagte Steven. Ich tata, was er wünschte und es knackte wieder ekelhaft, als ich die Spinne breitschmierte. Gelber Schleim trat aus und klebte nun an unserem Vorhang. Ich hatte eigentlich ein richtig gutes Bild danach gemacht, aber bevor ihr gerade am Essen seit, behalte ich das Bild mal für mich – Oder auf Wunsch gibt´s das als Postkarte :D

Hier drinnen war Spinnenverbot! Die ekelhaften Überreste machte ich in einen Haufen Taschentücher und brachte diesen in der nacht, nur in Boxershorts bekleidet, über den Platz zum Mülleimer. Mir war gerade eine Menge egal…