Neue Farm, neues Glück! – Teil 3

– Die Deutschen übernehmen die Farm –

Dadurch, das wir direkt neben dem Platz in den Bäumen standen, bekamen wir fast alles mit, was so passierte. Auch den Stress, den Michael mittlerweile jeden Tag mit einem der Pflücker hatte. Dieses Mal war es der Italiener. Luka hatte mit Merlin und Malin gepflückt und sie hatten einen Bin weniger als wir am Ende. Dieser war jedoch genau die Grenze gewesen für eine etwas bessere Bezahlung. Am Ende waren es nicht mehr als zwanzig Dollar, aber er war hartnäckig und ging Michael auf die Nerven, bis sie sich nurnoch über den ganzen Platz anschriehen. Michael rastete völlig aus, schrieh sein Sortiment an Beschimpfungen heraus und brauste dann an uns vorbei, bremmste und verlangte nach Arne. (Die Australier können kein normales “e” am Ende aussprechen und machten daraus immer ein “i”. So rief er die ganze Zeit immer nach Arnie). Mikes Frust saß tief und er machte Arne klar, dass jeder nur so bezahlt werden würde, wie ausgemacht war. Wir hatten zwar gar nichts gemacht, oder gesagt, aber im Eifer des Gefechts musste der Frust an irgendwem raus. Arsch. Danach raste er mit einer dicken Staubwolke aus der Farm und es wurde wieder still.

Den nachfolgenden Tag war ich dran, mit dem Franzosen Abdul zurück zu der zweiten Apfel-Plantage zu fahren, um den zweiten Durchgang zu pflücken. Abdul war die ganze Zeit nur am meckern (aber auch so allgemein ein sehr merkwürdiger Zeitgenosse), doch mir gefiel das Arbeiten dort. Man hatte seine Ruhe, weil sich alles auf der Hauptplantage abspielte und nur alle paar Stunden mal wer vorbei kam, um zu sehen, ob man was brauchte. Da man wieder pro Stunde bezahlt wurde, musste man sich keinen Stress machen und es war auch nicht schlimm, dass man nun drei Stunden pro Bin brauchte. Es war ja schließlich nicht mehr so viel zu finden. Aber cool war es schon irgendwie, wenn Abdul mal nicht in der Nähe war und ich kurz aufhörte zu pflücken: ganz allein stand ich da, mitten im Nichts. Zwischen irgendwelchen Bäumen und Pflückte irgend ´nen Zeug. Einfach so. Ganz alleine bei absoluter Stille. Zeit für eine kurze Pause! :D

Nach sechs Stunden war der zweite Bin fertig und ich dümpelte mit dem meckernden Franzosen zurück zur Farm. Sebastian und Melissa waren schon fertig, der Rest war noch auf dem Feld. Zeit zum Duschen. Die große Gartenspinne, die in der Ecke wohnte, interessierte schon längst nicht mehr. Auch als ich das eine Mal auf dem Klo saß und ein paar Meter neben mir ein fünf Zentimeter Huntsman an der Wand klebte, dachte ich mir auch nur “der kleine ist ja niedlich”. Australien härtete langsam ab!

Als die anderen zurückkamen, setzten wir uns gemeinsam in die Autos und fuhren zu dem See in Shepparton. Eine Alternative gab es leider nicht, aber der war besser, als gar nichts. So legten wir uns auf den schwimmenden Holzsteg, auf dem ich einst das Nachtbild gemacht hatte und sonnten uns, bevor wir in das echt warme Wasser sprangen!

Am Abend kam Michael wieder zu mir und wollte, dass ich am nächsten Tag genau das selbe machen sollte, wie heute. Ebenfalls mit dem Meckerheini. Aber egal, die Reihen waren ja lang und ich hatte Musik dabei ;D

Steven und ich fuhren nach der Arbeit in die Stadt. Wir hatten ein Ziel: die Post. Es war an der Zeit, die Postkarten, die jeweils noch eine Überraschung enthalten sollten, loszuschicken. Der erste Schwung ging also auf die Reise und mal sehen, bei wem sie als erstes ankommt – wir dürfen alle gespannt sein. Und wer keine bekommt, nicht traurig sein, der nächste Schwung kommt! :D

Zuhause in unserer Basis, errichteten wir uns mit der Plane von Arne und Amelie ein Dach. Somit hatten wir endlich unseren eigenen Schatten und (sollte es hier soetwas geben) auch Schutz vor Regen! Wir saßen beisammen, als plötzlich wieder ein lautes Geschrei vom Platz ausging. Die dummen Franzosen, die ständig nur zur Hälfte pflückten standen an ihrem Autoauf dem kleinen Platz mit Michael und seinem Vater. Es waren die selben, die auch schon auf der Kirschfarm waren und dort nur unten Gepflückt hatten. Daher die Redensart: lasst und französisch picken – wenn es schnell gehen musste… Aber die schienen hier gerade ein anderes Problem zu haben. Sie schriehen sich gegenseitig an und Michael erzählte irgendetwas von 120 Dollar und stand plötzlich mit einer Axt in der Hand auf dem Platz und fluchte in einem Englisch, was wohl nur die Australier verstehen konnten. Was war denn dort los?? Es zog sich eine Weile hin und auch der alte Inder stand dabei. Türen knallten und das Auto der vier verließ die Farm. Michael ging mit seiner Axt noch ein Stück hin und her und stieg dann ebenfalls in sein Auto.