Flammen im Western

– Ein Unheil kommt selten allein –

16. Januar – 21.50 Uhr

Immer mehr schwarzer Qualm stieg aus dem Dach des Super Iga´s, während weitere Wassermassen darauf verteilt wurden von den dutzenden Männern im Schutzanzug. Überall lagen dicke Wasserschläuche auf den Straßen im Umkreis verteilt, um Wasser aus allen Leitungen zu pumpen. Noch ein Feuerwehrauto erreichte mit Blaulicht den Platz und stellte sich neben die anderen vier auf dieser Seite. Das blaurote Einsatzlicht blinkte hell in der Dämmerung. Nun erhob sich der erste Kran in den schwarzen Himmel und bekämpfte das Feuer von oben. Ein Stück Dach brach ein und man sah die lodernden Flammen aufsteigen. Dutzende gaffende Leute hatten sich bereits versammelt und machten Fotos von dem einzigen Supermarkt in diesem Ort, der gerade dabei war, komplett abzubrennen. Die Feuerwehr hatte keine Chance, es unter Kontrolle zu bringen und sperrte noch mehr Straßen ab für die, aus den umliegenden Ortschaften ankommenden, Einsatzfahrzeuge. Das sah wirklich nicht gut aus. Überall roch es nach verbranntem Plastik. Da sind wir einmal hier und schon brennt das halbe Dorf ab… Wir wollten jetzt nicht weiter unnötig herumstehen und gaffen, außerdem wollten wir noch achtzig Kilometer weiter fahren zum nächsten Spot. Zum Glück hatten wir genau in der gegenüberliegenden Straße, von der die nun abgesperrt war, geparkt. Wir tauschten die Adresse aus und machten uns bereit für die Fahrt. Das andere Auto fuhr langsam zurück, blieb stehen und schoss dann ein weiteres Stück nach hinten. Es knallte. Oh Fuck!, die haben das Auto dahinter angefahren…

Zehn Stunden zuvor

Malin hatte sich einen ganz besonderen Ort für Heute herausgesucht: Eine kleine Stadt, die wie eine Westernkulisse aussehen sollte. Das wollten wir uns unbedingt anschauen. Beechworth hieß sie und war weitere hundert Kilometer weiter Richtung Melbourne. Eine endlos gerade Straße führte uns bergab, bergauf durch die kurvige Region Victorias zu unserem Ausflugsziel. Wir parkten direkt vor dem Museumsgebäude und schauten uns gespannt die Umgeung an. Wir wollten kurz den Müll wegbringen und gingen zu der nächsten Tonne, an dem zwei Männer standen und einen Gartenschlauch festhielten. Sie zielten damit auf die Mülltonne und machten sie nass. Hunderte Gedanken schossen uns dazu in den Kopf. Als wir nah dran waren war uns klar, dass die Tonne brannte und gelöscht wurde. Das machte Sinn!
Ein kleiner Parkteil vor dem Museum und eine schicke alte Kirche erwarteten uns direkt am Anfang. Dann ging es in die Innenstadt. Verblüffend! Das Zentrum ähnelte wirklich einer modernen Kulisse im Westernstil. Mit Saloon, einer Hauptstraße an der alle Geschäfte, die auf alt getrimmt waren, zu finden waren und einluden, sie sich näher anzusehen. Es roch irgendwie komisch. Neben uns stieg etwas heller Rauch hinter einem Geschäft neben uns auf. »Da brennt berstimmt noch ne Mülltonne«, scherzte Merlin und wir gingen weiter die Straße hinauf zur nächsten Kirche. In der Nebenstraße stand ein Feuerwehrauto mit Warnlicht. Die kümmerten sich zum Glück um die Mülltonne. Aber Moment! Der Rauch wurde zunehmend mehr und dunkler. Das konnte keine Mülltonne sein – da brannte ein Haus! Wir gingen weiter und ein zweites Feuerwehrauto kam uns mit Sirene entgegen. Das scheint wohl etwas größer zu sein… Ich ging, oben angekommen, mal kurz weiter, um zu sehen was da brannte. Ein großes Gebäude war es, unter dessen Dach hellgrauer Rauch herauskam. Zwei Feuerwehrautos sprühten Wasser auf das Dach. Neben uns rollte ein weiteres Fahrzeug an und ein paar Feuerwehrmänner hoben den Gullideckel hoch und installierten eine weitere Wasserpumpe. Wir gingen langsam näher, um zu erkennen, was da brannte. Oh Gott! Es war der Schnapsladen vom Super Iga. Einem der Standardmärkten neben Coles und Woolworth. Aber es kam nicht nur aus dem vorderen Bereich Rauch, sondern bereits schwarzer Rauch aus dem hinteren Teil. Der Lebensmittelbereich.