Es dauerte bestimmt allein eine halbe Stunde, bis ich im dunkeln alle Holzschilder gefunden hatte, um überhaupt den Weg dorthin zu finden. Überall waren Leute und machten Lagerfeuer, während ich vorbei ging und dem Sandweg ins Unbekannte folgte. Ich erreichte einen kleinen Platz, der nur für Dauercamper gemacht wurde und fand mich nun an einem merkwürdigen Ort wieder. Überall standen große Wohnwagenanhänger mit kleinen Laternen und Stühlen davor. Niemand war zu sehen und es war finster. Vier kleine Toiletten waren an den Rand, nebeneinander aufgestellt und stanken vorsich hin. Eine der vier Türen war eine wohl etwas lockerer. Jedenfalls ging sie ein kleines Stück auf und dann wieder ein kleines Stück wieder zu und dann wieder auf. Natürlich gab sie dabei ein klischeehaftes, grusliges knarzen von sich. Das einzige Geräusch an diesem Ort in der Nacht – wie sollte es auch anders sein. So ging ich leise mit meiner Lampe (und meine Lampe mit mir) an den Wohnwagen vorbei, in der Hoffnung den richtigen Weg zu gehen. Schließlich verließ ich diesen Platz schnell über den Sandboden, um kurz darauf wieder im vollkommenen Dunklen zu stehen. Es gab nur mich, meine Taschenlampe und den hellen Mond, der hin und wieder über mir durch die Wolkendecke herunter schaute.
Ich fand ein Holzschild: Cementery 1 km mit einem Pfeil. Juhu, ich war richtig! Ich folgte der Spurrille auf der Sandsteinstraße. Llinks und rechts begrenzten kleine Büsche den Weg und hin und wieder raschelte irgendwas, oder sprang weg, als ich zu nah kam. Ich wollte lieber gar nicht wissen, was das war und ging einfach weiter. Vielleicht etwas schneller. Von weitem sah ich noch die helle Funzel, die an einem Wohnwagen unseres Campingplatzes hing, leuchten. Die einzige Orientierung für mich gerade. Hoffentlich würde die Batterie noch eine Weile halten… So erreichte ich schließlich ein Tor mit einem weiteren Schild: Cementery 1km durch die beiden Tore rechts. Immernoch ein Kilometer?! Irgendwas kann da doch nicht stimmen. Egal, ich ging durch das erste Tor und dann (ich werde wohl nie erfahren, ob es ein zweites war) durch einen bereich, der auch ein Tor hätte sein können. Ich folgte dem Zaun querfeld ein über den Acker ins große nichts. Eine ganze Weile und irgendwann erschien eine kleine Halle neben mir in der Dunkelheit. Aber ich konnte nicht hin, weil sie auf der anderen Seite des Zaunes stand. War ich hier überhaupt richtig? Ich meine, ich stand gerade alleine mitten in der Nacht auf einem Acker, in der Einöde mit nichts weiter, als einer Taschenlampe in der Hand. Ja bin ich denn bekloppt?! – Diese Frage lasse ich mal offen im Raum stehen und widme mich weiter dem Friedhof. Zumindest dem Acker, der ein Friedhof sein möchte. Denn mehr als Büsche und Sand fand ich neben dem endlosen Zaun nicht.
Ich ging also eine Weile weiter und versank hin und wieder etwas in dem weichen Sandboden. – Da gabs schon schlimmeres in letzter Zeit, in was man einsinken konnte. Pinke Sees zum Beispiel – aber die gab es hier nicht. Hier gab es überhaupt nichts. Ich schaute nach oben und beobachtete eine Weile den klaren Sternenhimmel mit seinen unzähligen funkelnden Punkten und Strichen. Ja – wenn man Glück hatte, sah man für einen kurzen Augenblick mal einen dünnen Strich vorbei ziehen. Immer wieder schön und wäre es nicht so krass kalt gewesen, wäre ich bestimmt noch die ein oder andere Minute geblieben, doch ich wollte langsam zurück nach dieser sehr sinnvollen Expedition auf einen australischen Acker. So hat man das auch mal gemacht, dachte ich mir, als mich plötzlich zwei helle Scheinwerfer eines Autos blendeten. Ein Auto fuhr vom Caravanpark, ein paar hundert meter von mir entfernt, davon. Ich machte lieber mal schnell meine Lampe aus. Vieleicht war ich auf einem Privatgelände und dem Typie gefiel das vielleicht nicht, dass ich auf seinem Acker stände. Langsam (ich sah ja nun meinen eigenen Weg nicht mehr) ging ich, Schritt für Schritt zurück zu den beiden Toren. Dabei beobachtete ich das Fahrzeug und es hielt tatsächlich hinter der einen Halle, an der ich vorbei gegangen war. Na nun aber schnell weg, bevor es mich sieht. Als ich außer Sichtweite war, machte ich mein Licht wieder an und erreichte den Hauptweg, von dem ich abgebogen war. Ich überlegte kurz und folgte dann dem Weg weiter ins Nichts, in die andere Richtung. Nach zehn Minuten Wüste gab ich letztendlich auf und kehrte zurück zum Campingplatz. Hier war kein Friedhof und ich war enttäuscht.
Am Eingang nahm ich einen der Umschläge zum Bezahlen aus dem kleinen Glaskasten und folgte dem kleinen Pfad zurück zu unseren Vans. Die drei waren in dem Van der Mädels und schauten wieder irgendwas. Ich klopfte und zeigte das Papier. Mit genügend Geld befüllt, brachte ich es zurück zum Bezahlkasten. Ich hatte schlechte Laune und da der Tag für mich gelaufen war, machte ich mich fertig und ging ins Bett.
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