Der versunkene Garten

– Vom Sinkhole zum Lake McIntyre –

KAPITEL 4

South Australia

Samstag, 09. April

Es wurde immer früher Dunkel. Die Zeit war also sinnlos gestellt. Aber brauchten wir denn eine Zeit? Nein! Es gab keinen Grund (außer vielleicht Öffnungszeiten), dass wir nach der Uhrzeit lebten, die uns vorgeschrieben wurde. Klar, man könnte auch so einfach früher aufstehen und hätte so mehr vom Tag. Aber das wäre zu einfach. Oder zu schwer? Wer weiß. Jedenfalls entschieden Jule und ich uns, unsere Uhren drei Stunden nach vorne zu stellen. So sollte es nicht mehr 18 Uhr finster sein, sondern 21 Uhr. Schon wesentlich realistischer! Steve machte da nicht so ganz mit, aber dann blieb er halt in seiner Zeitzone. Jule und ich lebten nun in der Australian Backpacker Timezone.

Das hatte so viel Ausschlagskraft, dass wir am nächsten Morgen um 9 Uhr frühs aufstanden, es allerdings in wirklichkeit 6 Uhr war. Es wurde ja halb 6 schon hell. So war das ganze schon praktischer und ich stieg aus dem Van in eine kalt-trübe Nebellandschaft. Es war wirklich Herbst… Schicht für Schicht verschwanden die Bäume am Ende des Sportplatzes am Horizont in einem weißgrauen Brei. Es war früh. Ich zog mir die Kapuze über und ging aufs Klo.

Es war noch viel zu kalt und eklig feucht, als das wir jetzt schon frühstücken wollten. Wir waren nicht mehr weit entfernt vom Sinkhole, dem versunkenen Garten von Mt Gambier. Wir stiegen also in unsere Mobile Wohnung und quietschten auf die Hauptstraße. 25 Minuten dauerte die Fahrt und es kam tatsächlich kurz die Sonne heraus.

Es war gut, dass wir so früh unterwegs waren, denn wir waren fast alleine in dem großen Park, der uns zu unserem Ziel führte. Ein gewaltiges  Loch mitten im Boden lag vor uns und war überwuchert von Pflanzen. Zwei riesige Palmen reichten von unten weit hoch nach oben aus dem Loch heraus. Eine von Blättern umrangte Treppe führte nach unten zu den Beeten und Büschen. Richtig toll!