Cherries

– Die Rückkehr –

Wir haben Kirschen gesehen, gefühlt, gerochen, zerkaut, geschmeckt, verschluckt, ausgespuckt, geworfen, zerdrückt, zerquetscht, verschmiert, zerlatscht, herumgeschossen, gepflückt, fallen gelassen, geliebt, gehasst, gesucht und verflucht… Viel mehr geht nicht! Zumindest nicht während der Arbeitszeit und auch nicht mit Kirschen. Aber danach ging noch viel mehr (; Wir lernten nebenbei die neuen deutschen Mädels Anna und Diana kennen. “Die Anna” als Eselsbrücke war nicht schlecht, da man es hier täglich mit neuen Gesichtern und Namen zu tun hat (; Die beiden haben gerade ihr Abi gemacht und stammen aus einer kleinen (unbekannten?) Region in der Nähe der Ostsee. Fünf Monate Work and Travel sind geplant und erstmal Kirschenpflücken, um etwas Cash zu bekommen. Das, was uns alle hier verbindet. Ebenfalls neu bei uns war Sophia, Abi gemacht (mittlerweile standard hier) und bevor es zum Arzt-Studium geht, wird erstmal beim Work and Travel Kirschen gepflückt. So verberachte jeder die erste Tageshälfte im Trancezustand mit seinem Baum: Hockte darunter, stand daneben, kletterte herein, guckte herunter, fiel von der Leiter und stieg wieder rauf, aß (eine Menge Kirschen) und hoffte auf ein gutes Tagesergebnis. Die Franzosen haben auch echt eine Arbeitsweise: Jeden baum nur von unten pflücken und dann weitergehen zum nächsten, damit man schneller ist. Wir ließen diese natürlich frei. Zu unserem Glück – denn Dave (so ´n Typ mit Hut, der zu den Verwaltern gehörte) gab uns für jeden Baum, den man zuende pflückte, einen bis einen ganzen Lag als Bonus oben drauf. Na so lässt es sich arbeiten!

Irgendwann wechselten wir die Reihe, weil wir durch waren und stießen wieder auf die deutsche Gruppe Marvin, Nico und Alina. Schon von weitem hörte man Nicos Stimme, während er die anderen beiden bei Laune hielt. Denn er  verbreitet stets mit seiner unterhaltsamen Art überall gute Laune – auch wenn man nur daneben steht, seinen Baum aberntet und zuhört. Bevor er nach Australien flog, hatte er sämtliche Führerscheine gemacht, die man machen konnte, außer LKW: Auto, Motorrad, Traktor und (Segel-, Motor-) Boote bis 15 Meter Länge. Da stehen einem alle Möglichkeiten offen (; Irgendwann kam er während der Arbeit zu uns und fragte, was wir nach dem Pflücken vorhatten. Ihre Idee war es, zum See zu fahren, dort zu Grillen und es sich gut gehen zu lassen. Wir waren dabei!

Es gibt nichts besseres, als nach der Arbeit am Talsee im weichen Sand zu liegen, bei dreißig Grad und zur Abkühlung ins Wasser zu springen. So kam es natürlich, dass es mit der zeit fast zur Gewohnheit wurde. Am zweiten Tag ging ich einfach mal zu unseren neuen Nachbarn Anna und Diana und fragte die beiden, ob sie Lust auf See hätten. Da sie nicht gerne mit ihrem Van fuhren, erkundigten sie sich nach dem Weg, um ihn zu laufen. “Naja ich glaube nicht, dass ihr zehn Kilometer steile Berge auf und ab laufen wollt, während man meistens nur Bäume links und rechts sieht.” Darauf hatten die beiden wirklich keine Lust und schauten sich ratlos an. Nico kam zu uns und erzählte, dass Sophia ebenfalls mit dabei sei und bei den dreien hinten auf der Matratze mitgenommen werde. Wir hatten auch genug Platz, also bot ich an, die beiden Mädels auf unserem Bett zum See mitzunehmen. Grinsend freuten sich die beiden und packten schnell ihre Sachen. – unsere ersten Passagiere, so hatte ich mir das vorgestellt! :D