Kirsche links, Kirsche rechts
– Die hypnotisierende Frucht –
Juhu! Die Kirschen gingen in die nächste Runde und wir sind sogar ein Level aufgestiegen – jetzt wurde nicht mehr gepflückt, sondern sortiert! Sechs Arbeiter waren gebraucht und so klingelte an diesem Morgen der Wecker für Nico, Marvin, Alina, Sophia, Steven und mich – der Rest konnte ausschlafen. Voller Elan, mal etwas anderes zu tun, als das stupide Pflücken und fallen lassen, betraten wir um sieben Uhr morgens die Halle der Nachbarfarm. Jeder bekam seinen persönlichen Stapel Papierkram zum Ausfüllen und dann ging es los: Am ersten Tag gingen wir mit dünnen T-Shirts, kurzen Hosen und Flip Flops hinein, am Ende des zweiten Tages kamen wir mit zwei Jacken, Halstüchern, langen Hosen und warmen Schuhen wieder heraus. Da die Kirschen frisch bleiben mussten und damit der Stiel nicht leicht abfallen konnte, wurde die Halle auf bestimmt acht Grad heruntergekühlt. Eine echt frische Angelegenheit! Da in den jeweils neun Stunden Arbeit am Fließband der eigentliche Arbeitsweg maximal zwei Meter betrug, wurde einem recht schnell kalt. Aber man hatte ja zum Glück dicke Klamotten mitgenommen! Dazu kam, dass es den ganzen Tag schüttete, wie aus Eimern und selbst die Außentemperatur nicht über zwölf Grad war. Australien ist einfach kalt. (;
So wurden wir also von der Mutti dort an den drei Fließbändern verteilt und dann ging es auch schon los. Jenachdem wo man stand, kamen die Kirschen von links oder von rechts. Die perfekten ließ man durch, die mit Mängeln kamen in eine Box und die Schlechten kamen auf ein anderes Fließband. Das war´s. Sehr spannend und vielseitig also. Wenn man Glück hatte, wurde man mal woanders hingeschickt, dann kamen die Kirschen von rechts nach links. Man war das aufregend! Das Beste war jedoch: Musik hören war erlaubt! So stand jeder mehr oder weniger mit Kopfhörern am grünen Fließband, hörte seine Musik und sortierte, wie in Trance, die roten Dinger von A nach B, oder ließ es eben bleiben. Wenn man nur auf sein Band vor sich herunter schaute, schien es irgendwann so, als wenn nicht das Band sich bewegte, sondern man selber zur Seite fuhr. So bewegte man sich ein Stück mit, bis man das Gleichgewicht verlor und plötzlich beim Sortiernachbarn auf dem Fuß stand. Doch der war mittlerweile so hypnotisiert, dass er das meistens gar nicht bemerkte. Dann kam Pause und alle verließen schnell die Kältehöhle.
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