»Hey! Schau´, siehst du die zwei dünnen da?« – »Holla, na klar! Aber die daneben ist doch viel geiler!« – »Die Fette?!« – »Jo, die fetzt!« – »Willst du nicht lieber die zwei dünnen?! Alter, die sind jung und knackig!« – »Ach ich habs gerne etwas weicher und außerdem hat man bei den fetten was ordentlich in der Hand!« – »Wenn du meinst. Ich bevorzuge jedenfalls die dünnen.« – »An denen kaum was dran ist?« – »Naja bei der dicken da ist mir zu viel dran für einmal zwischendurch.« – »Siehst du, darum will ich die zwei dünnen – eine für jetzt und eine für später.« – »Aber ich mag die Fetten halt ganz gern.« – »Gut dann nimm sie halt«, sagte er und steckte die beiden dünnen Birnen in seinen Bag.
Neue Ausrüstung!
Die Stunden kamen und vergingen. Wind kam und ging. Wolken und Nieselregen kamen und gingen. Auch kam ständig der Typ, um zu sehen was wir machten und ging wieder. – Das einzige was nicht kam, sondern nur ging war unsere gute Laune. Was für eine Scheißarbeit hatten wir hier nur wieder an Land gezogen…? Wir brauchten ewig, um eine Holzbox zu füllen und kamen am Ende des Tages auf einen Stundenlohn von acht Dollar. Für acht Dollar die Stunde ließen wir unsere Hände und Arme zerkratzen. Für acht Dollar die Stunde hingen wir in drei Metern Höhe, ungesichert in irgendwelchem Gestrüpp, uns streckten uns nach der nächsten Birne, damit der Typ endlich Ruhe gab. Er heizte ständig mit dem Quad durch die Gänge und schaute, wo noch was hing. An einigen von uns ließen wir die hohen hängen, weil´s uns einfach zu unsicher war. So rutschte mir einmal die (billig)leiter unter den Füßen weg und ich hing also da, an irgendeinem Ast, an dem ich mich noch festhalten konnte. Mit den Füßen friemelte ich da Ding wieder unter mich hin und kletterte schnell wieder unter. Was für´n Mist. Ich schaute auf mein Telefon,um zu gucken, wie spät es war und fand eine Benachrichtigung meiner Gumtree-App vor. Harry, der dritte Farmbesitzer, den wir angeschrieben hatten, hatte sich gemeldet! Er entschuldigte sich für das späte Antworten und fragte, ob wir noch Interesse hätten, für ihn zu arbeiten. Wir schrieben eine Weile hin und her. Am Ende kam bei raus, dass man auf seiner Farm Birnen oder Äpfel pflücken konnte. Der Clou waren die Äpfel, denn die waren nicht per Bin, sondern per Stunde bezahlt! Das wäre mega! Es gäbe genug Arbeit für uns vier, denn die Apfelsaison würde Samstag erst anfangen. Es wären also noch drei Tage zeit bis dahin, um zu entscheiden was wir machen würden.
Merlin ging grimmig weg, um das Klo aufzusuchen. Wieder kam er nach zehn Minuten mit einem viel grimmigeren Gesicht und schlechter Laune. »Alter diese Drecksfarm geht mir auf den Sack! Ich seh mich hier morgen nicht nochmal arbeiten!« – »Was denn los? Wo ist das Klo denn?« – »Das kannst du vergessen! Ich habe noch nie etwas so ekliges gesehen. Das ist echt eine Frechheit. Ich hatte schon keine goldene Klobrille erwartet und bin hier schon einiges gewohnt. Aber DAS?! Ich konnte da einfach nicht drauf…!«
05. Februar
Wieder ging alles von vorne los. Wieder fuhren wir mit unserem Traktor an den hohen Bäumen vorbei, ans Ende der Farm und stellten unsere Leitern auf, um den Tag zu beginnen. Motiviert versuchten wir uns an der neuen Technik und auch das Wetter spielte diesesmal mehr mit. Es war nicht zu heiß und das diesige war auch verschwunden. Wieder vergingen die Stunden und mein Handy vibrierte. Ich hing gerade mit dem Kopf in irgendeiner Baumkrone und friemelte mein Telefon aus meiner Arbeitshose. Arne von der Kirschfarm hatte mich angeschrieben. Sehr interessant. Sie waren auch gerade in Victoria und arbeiteten auf einer Feigenfarm. Die Arbeit soll jedoch das letzte sein und er las von meinem Stundenjob auf der neuen Farm ab Samstag. Er fragte mich, ob ich anfragen könnte, ob sie dort noch zwei weitere Plätze verfügbar hatten. Ich zögerte nicht und öffnete Gumtree. Nanü, was war das? Die Anzeige von Harry war vollkommen anders geschrieben. Sämtliche Punkte, die ich gestern gefragt hatte, standen nun in der Anzeige und wie es aussah, waren noch 35 Backpacker für die Apfelsaison gewünscht. Zwanzig sollten angeblich schon gefunden sein. Michael hieß also der Typ, von der Anzeige. Ich schrieb ihn mal wieder an und nach kurzem Hin und Her war, der der Job für Amelie und Arne organsiert. Richtig geil, dann wäre wieder ein Teil der Cherrybande vereint! Zurzeit waren die beiden in Mildura. Das war der zweite Ort gewesen, den wir gefunden hatten für Farmjobs. Aber wir hatten uns ja für Shepparton entschieden…
Die nächsten Stunden verbrachten wir weiter mit Birnen Birnen Birnen und Birnen. Wir machten Guy klar, dass das dort nciht unser Job sei und wir daher aufhören wollten. Er konnte es verstehen und wir gaben ihm unsere Kontodaten für das (Bisschen) Geld, was wir in den letzten Tagen gemacht hatten. Heute hatten wir zusammen nur acht Bins geschafft – trotz der neuen Technik…
Stunden später war es wieder dunkel und wir suchten die neue Farm auf. Michael hatte gesagt, wir sollten einfach am Abend auf das Farmgelände fahren und alles weitere würde man am nächsten Morgen machen. So fuhren wir in der Nacht in die kleine Einfahrt einer Farm, als uns ein Auto entgegen kam. Ein Vietnamese stieg aus. Das Gute: Wir waren hier richtig. Das Schlechte: Er war nicht der Chef und dürfe nach der Arbeit niemanden mehr auf das Farmgelände lassen, da es in der Vergangenheit wohl Probleme gab. Er konnte jedoch den Chef – Harry – erreichen. Dieser wollte gleich mal vorbeikommen. Es war mittlerweile schon halb elf abends. Hoffentlich gab das jetzt keinen Ärger…
Wenige Minuten später erreichte ein Jeep die Einfahrt und ein alter Inder stieg aus. Ein hellgraues Tuch verdeckte seine Haare und ein grauweißer Bart hing an seinem Kinn herunter. Sehr nett nahm er uns in Empfang. Da es jedoch schon spät war, war es ungünstig, um uns alles auf der Farm zu zeigen. Wir sagten ihm, dass wir dann fahren würden und am nächsten Morgen wiederkommen würden. Er sagte uns etwas von einem Platz an dem wir schlafen konnten, gleich gegenüber der Farm. Er fuhr sogar vorraus, um uns den rechten Platz zu zeigen und wünschte uns eine gute Nacht. Sehr guter Eindruck bis jetzt! Der Platz stellte sich als Tennisplatz heraus – aber egal, denn wir wolten ja nur schlafen, um morgen bei der nächsten Farm unser Glück zu versuchen.
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