Wir fuhren ein Stück zurück zu der Einfahrt, die uns über eine Gravelroad zu dem Campsport führen sollte, den ich ins Navi eingeloggt hatte. Schön abgelegen von allem wartete eine große Rasenfläche, viele Bäume und mehrere Steinkreise von alten Lagerfeuern auf uns. Einzeln verteilt standen ein paar Wohnwagen und Camper herum, doch keine Menschen in Sicht. Wir stellten uns neben die Mitte unter einen Baum und bevor es ganz dunkel wurde, kunschafteten wir kurz das Gebiet ab und trugen bereits gesammeltes Holz, von den anderen Lagerfeuern, zusammen. Heute abend sollte es mal wieder heiß zur Sache gehen!
Wir machten es uns mit Radler und Sekt gerade vor den knisternden Flammen gemütlich, als aus der Dunkelheit zwei helle Lichter auf uns uns zukamen. Eine Frau mittleren alters und wohl ihr Ehemann mitein paar Ästen in der Hand erschienen. Sie begrüßten uns und meinten, dass sie uns etwas Feuerholz mitgebracht hätten. Die Frau stellte sich gleich in die Nähe der Flammen und wärmte sich. Aus einem Smalltalk, wo wir herkamen und dem Standard Prozedere, wurde eine ausgiebige Unterhaltung von 2,5 Stunden. Wir lernten Paul und seine Frau (Namen leider vergessen) kennen, die aus Victoria kamen und gerade selber etwas herumreisten. Sie erzählten uns ein paar ihrer Reisegeschichten, in denen Bekannte von ihnen von Schlangen gebissen wurden und dass in Melbourne ein Mädchen lebe, dass die Stadt noch nie verlassen hätte mit 15 Jahren. Ich erzählte ihr unsere Chaosstories aus den vergangenen Monaten. Was interessant war, war, dass sie noch nie eine Redback Spinne gesehen hatte – und sie lebte in Australien. Ich habe bereits an drei verschiedenen Orten welche gefunden. Dafür fand sie stets überall Schlangen, die wir leider kaum zu Gesicht bekamen bis heute. Dann erzählte ich ihr von den neusten Erlebnissen, unter anderem vom Monster aus dem Morialta Conservation Park. Dann erfuhr ich etwas, womit ich nie gerechnet hätte. Wildschweine gäbe es nur ganz selten und die wären so scheu, dass man im Grunde nie eins sehenoder hören würde. Das Tier, was diese Grunzlaute von sich gab, sollte ein Koala sein! Ja wirklich! Dieses kleine, putzige Tier, machte Horrorgeräusche, wie von einem zwei Meter großen Monster! Die Koalas wären mit den Schweinen verwand und zum Schutz in der Dunkelheit, würden sie diese aggressiven Geräusche von sich geben. Und wenn ich kurz überlegte, hatten wir an diesem Tag erst ein paar Minuten vorher zwei Koalas gesehen, die sich einen neuen Baum gesucht hatten. Laut ihrer Aussage, gäbe es in den australischen Wäldern bis auf Schlangen absolut keine Tiere, die für den Menschen gefährlich werden könnten. Keine Wildschweine, keine Bären und keine Ungeheuer. Das war doch mal ein wirklich hilfreicher Tipp!
Steve hatte sich mit Paul in ein politisches Gespräch vertieft, während Jule und ich uns weiter mit seiner Frau unterhielten. Später zeigten die beiden uns noch zwei Sternbilder, die man zu dieser Jahreszeit gut erkennen konnte. Die Zeit vergeing sehr schnell und der Holzhaufen wurde immer kleiner.Wir redeten über Jobs als Backpacker und bekamen gesagt, dass unser Englisch sehr gut sei und wir absolut keine Probleme hätten, hier Arbeit zu finden. Sie riet uns, in den Dörfern in Pubs und Hotels einfach anzufragen, ob sie Leute brauchten. Hin und wieder wurden die beiden auf ihren Reisen schon von deutschen Backpackern hinter dem Tresen bedient. Einfach fragen, meinte sie. Naja vielleicht würden wir darauf zurückkommen. Irgendwann verabschiedeten sich Paul und seine Frau von uns, da es schon wirklich spät war. Ich legte den letzten Klotz Holz auf die Glut und mit leiser Lagerfeuermusik aus meiner Box schwiegen wir nurnoch und genossen den Moment, an einem kleinen Feuer, mitten im Wald, irgendwo in Australien zu sein…
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